Titel: Fachlexikon zum Latein- und Griechischunterricht Herausgeber: Kipf, Stefan; Schauer, Markus Autor: Beyer, Andrea Verlag: utb ISBN: 978-3825258191 DOI: 10.36198/9783838558196 Jahr: 2023 Seiten: 500 Bemerkungen: Erscheinungsdatum: 16.10.2023 Lexikoneinträge Digitalisierung Der Begriff Digitalisierung (D.) hat seit den 1990er Jahren ein immer größer werdendes Bedeutungsspektrum erhalten. Bezog er sich zunächst noch auf die digitale Umwandlung und Darstellung von Informationen, d.h. das Digitalisieren analog existierender Informationen, wird er inzwischen deutlich unschärfer für den gesamten Prozess der Integration von digitalen Technologien in alle Lebensbereiche (Bildung, Arbeit, Freizeit) verwendet. Damit ging eine zunehmende Fokussierung auf Autonomisierung, Flexibilisierung und Individualisierung einher und ließ die D. in die vierte industrielle Revolution („Industrie 4.0“) münden. Demzufolge wird der Begriff D. nun sehr weit gefasst, vgl. die synonyme Verwendung von „digitale Wende“, „digitaler Wandel“ und „digitale Transformation“ (vgl. Bendel 2019:62). Das Zeitalter der D. wird auch als Informations-, Computer- oder Digitalzeitalter sowie als Zeitalter der Daten bezeichnet, in dem der Begriff Information dominiert und von Wissen abgegrenzt wird: Im Gegensatz zum Wissen, mit dem „ein gewisser Wahrheitsanspruch verbunden ist (falsches Wissen ist kein Wissen mehr), können Informationen (etwa in Form von Fehlinformationen) auch bewusst falsch angelegt sein, um in die Irre zu führen“ (Bendel 2019:110). [..] Kompetenzorientierung im altsprachlichen Unterricht Nachdem die im internationalen Vergleich unterdurchschnittlichen deutschen Ergebnisse der ersten PISA-Studie (Programme for International Student Assessment) im Jahr 2001 veröffentlicht worden waren, setzte eine intensive Bildungsdiskussion ein. Aus verschiedenen Richtungen – Politik, Wirtschaft und Bildungsforschung – wurde eine Neuorientierung in der unterrichtspraktischen Arbeit gefordert, um den attestierten schwachen Leistungen im Lesen, Schreiben und Rechnen begegnen zu können. Diese Neuausrichtung sollte auch sprachlich erkennbar sein, so dass die seit den Siebzigerjahren des 20. Jh. etablierte Lernzielorientierung als nicht mehr zeitgemäß bzw. zielführend wahrgenommen wurde. Demzufolge griff man auf den Begriff ‚Kompetenz‘ zurück (Klieme et al. 2003), der in verschiedenen Kontexten bereits gängig war, z.B. als Schlüsselkompetenz in der Wirtschaft (in der Konnotation ‚Sekundärtugend‘) oder als grundsätzliches sprachliches Vermögen in der Linguistik. Doch hierin lag auch ein bis heute bestehendes Problem begründet: Aufgrund der vielfältigen Konnotationen, die mit dem Begriff ‚Kompetenz‘ – Fähigkeit, Fertigkeit, Können oder methodische Fähigkeit ohne fachlichen Inhalt – assoziiert werden, wurde ‚Kompetenz‘ zu einem allgegenwärtigen Schlagwort (Grabowski 2014), das insbesondere aus der Sicht der eigentlichen Akteure in der Bildungslandschaft, d.h. den Lehrenden an Schule und Universität, zu wenig vor der raschen Umsetzung der Kompetenzorientierung (K.) (vgl. Einheitliche Prüfungsanforderungen (EPA), 2005; Bildungspläne der Bundesländer) seitens der Schulpolitik diskutiert und konkretisiert wurde. [...] Lehrwerk In der Didaktik der alten Sprachen werden die Begriffe Lehrwerk und Lehr-buch häufig synonym verwendet, obwohl sie in der Fremdsprachen- und Lehrbuchforschung voneinander abgegrenzt werden: Ein Lehrwerk (textbook set) umfasst alle Lehr- und Lernmaterialien eines Reihentitels, während das Lehrbuch (textbook) einen Teil des Lehrwerkes darstellt (Jürgens 2009:304). [...] Übersetzen, didaktisches Übersetzen (Ü.) ist ein komplexer Prozess, der beim Übersetzenden die Beherrschung vielseitiger sprachlicher, kognitiver und emotionaler Fähigkeiten voraussetzt. Daher erfordern Erwerb und Ausbau dieser Fähigkeiten ein jahrelanges Training. Ü. leistet einen wichtigen Beitrag für den (inter-)kulturellen Transfer und die sprachliche Bildung (vgl. Kuhlmann 2020:233) und darf als proprium des aU bezeichnet werden (vgl. Doepner 2019:129; Hamacher 2020:265). Als zentrale Unterrichtstätigkeit (vgl. Heße 2020:274) stellt das Ü. im aU eine wichtige Fachmethode dar, sich mit der Originalliteratur auseinanderzusetzen (vgl. Doepner 2019:126). Zudem wird die Übersetzung der Lernenden vor allem auch als Instrument zur Leistungsmessung (vgl. Einheitliche Prüfungsanforderungen, 2005) und zur Diagnostik (vgl. Doepner 2019:127) eingesetzt. [...] Wortschatzerwerb Der Wortschatzerwerb (W.) ist ein zentraler Bestandteil des Spracherwerbs, da Umfang und Tiefe des Wortschatzwissens nicht nur das Aushandeln von Bedeutung ermöglichen, sondern auch eng mit dem erreichbaren Sprachniveau – in der Schule mit der Note – korrelieren (vgl. Webb & Nation 2017:5). Hierbei ist es nicht entscheidend, ob der Spracherwerb ungesteuert, z.B. als Erstsprache zuhause oder als Zweitsprache in einem anderssprachigen Alltag (Erwerben), oder gesteuert, z.B. durch die Institution Schule (Lernen), erfolgt (vgl. Rösch 2011:13). Während in den modernen Sprachen das Hauptziel des W.s in der Befähigung zur Kommunikation und Interaktion in der zu erwerbenden Sprache liegt (vgl. Thaler 2008:58), richtet sich der Fokus im aU auf den Aufbau eines (literar.) Wortschatzes, „mit dem beim Lesen, Verstehen, Übersetzen und Interpretieren lateinischer [Anm. Verf.: und griechischer] Texte […] gearbeitet werden kann“ (Schirok 2019:15). [...]